Gedenkstein

Anlässlich des 30. Todestages errichtete der Südtiroler Heimatbund einen Gedenkstein für Sepp Kerschbaumer
In diesem Abschnitt wollen wir auch all jenen Gedenken, die sich in dieser schwierigen Zeit alles für unsere Heimat gegeben haben und dabei ihr Leben für uns aufs Spiel gesetzt haben.
Es waren viele, wir wollen hier jene aufzählen, die als engste Mitkämpfer gelten
 

 

 

Briefe aus dem Gefängnis

Sepp Kerschbaumer war ein begnadeter Schreiber und beherrschte die deutsche Sprache ausgezeichnet. Aus dem Gefängnis schrieb er regelmäßig ausführliche Briefe und auch Postkarten an seine Frau, an die einzelnen Kinder, an den Frangarter Pfarrer, an Freunde und Bekannte. Nie beklagte er sich, sondern er versuchte auch noch vom Gefängnis aus, seinen Kindern erzieherische Ratschläge zu geben. Aus den Briefen geht nicht nur hervor, wie er seinen Gefängnisalltag verbrachte und was er dachte, sondern auch, dass er sich für alles, was geschehen war, voll verantwortlich fühlte.

Luis Amplatz aus Bozen/Gries
(1926−1964)

Im Gegensatz zu Sepp Kerschbaumer gehörte der Freiheitskämpfer Luis Amplatz jener Fraktion an, die auch Feuerwaffen verwendete. Er wurde 1964 in Abwesenheit zu 25 Jahren Haft verurteilt. Der dreifache Familienvater flüchtete nach Österreich, kehrte jedoch immer wieder für Anschläge nach Südtirol zurück. 1964 wurde er in einer Heuhütte in Passeier von Christian Kerbler im Auftrag des Geheimdienstes SISMI ermordet. Sein Kamerad Jörg Klotz entging nur knapp dem Mordanschlag.

Sepp Mitterhofer aus Obermais/Meran
(1932−2021)

Er war ein führendes Mitglied des „Befreiungsausschuss Südtirol“, nahm an zahlreichen Aktionen teil und wurde nach der Feuernacht 1961 verhaftet und schwer gefoltert. Beim 1. Mailänder Prozess 1964 zu 12 Jahren Haft verurteilt, verbrachte der damals zweifache Familienvater 8 Jahre im Gefängnis.

Nach seiner Entlassung war er bis zu seinem Lebensende unermüdlich politisch tätig. Er wurde Obmann des von Hans Stieler gegründeten Südtiroler Heimatbundes und klärte jahrzehntelang in Schulen, mit Publikationen und auf Veranstaltungen über die 60er Jahre auf.

Martl Koch aus Bozen
(1924−1975)

Zum engsten Kreis um Sepp Kerschbaumer gehörte auch Martl Koch. Gemeinsam mit Kurt Welser, Heinrich Klier und Sepp Innerhofer hatte er 1960 den „Aluminiumduce“ vor dem Kraftwerk in Waidbruck gesprengt. Nach der Feuernacht wurde er verhaftet und schwer gefoltert. Martl Koch wurde zu 9 Jahren und 7 Monaten Haft verurteilt, von denen er über 6 Jahre im Gefängnis verbrachte. Auch seine Frau Gretl Koch saß 4 Monate in Untersuchungshaft, und seine Lebensgefährtin Maya Mayr war 1 Jahr im Gefängnis. 

Sepp Innerhofer aus Schenna
(1928−2019)

Er war Gründungsmitglied des BAS und maßgeblich an der Planung der Feuernacht beteiligt. In der Carabinieri-Kaserne in Eppan wurde er schwer gefoltert. Innerhofer wurde nach 3 Jahren und 3 Monaten im Gefängnis freigesprochen, er besaß jedoch 35 Jahre lang keine Bürgerrechte, er durfte keinen Besitz haben und keine öffentlichen Ämter bekleiden. Bis zu seinem Tod klärte er in Schulen und auf Veranstaltungen über die Beweggründe der Freiheitskämpfer der 60er Jahre auf.
 

Jörg Pircher aus Lana
(1926−1988)

Der Freiheitskämpfer Jörg Pircher war Mitbegründer des „Befreiungsausschuss Südtirol“. Er sprengte u.a. Rohbauten für Wohnungen, die vom Staat für weitere tausende süditalienische Zuwanderer errichtet wurden. Nach der Feuernacht wurde er brutal gefoltert. Beim 1. Mailänder Prozess wurde der 6-fache Familienvater zu 14 Jahren und 7 Monaten Haft verurteilt. Nach 8 Jahren und 9 Monaten wurde er 1969 als letzter Angeklagter des 1. Mailänder Prozesses freigelassen.

Kurt Welser aus Innsbruck
(1926−1965)

Er gehörte zu den wichtigsten Persönlichkeiten des österreichischen Teils des BAS. Mit seinem charismatischen Charakter war er bei allen Südtirol-Aktivisten beliebt und geschätzt. Gemeinsam mit Herlinde Molling und anderen Helfern brachte er große Mengen an Sprengmaterial, aber auch Waffen über die Brennergrenze. Seine Familie gewährte auf dem Plumeshof in Natters vielen geflüchteten Südtiroler Freiheitskämpfern Hilfe und Unterstützung. 1965 verunglückte Welser bei einer Bergtour tödlich.

Jörg Klotz aus Walten/Passeier
(1919−1976)

Er gehörte jenem Teil des BAS an, der die Freiheit Südtirols mit Waffen erkämpfen wollte. Der 6-fache Familienvater wurde beim 1. Mailänder Prozess zu über 18 Jahren, beim 2. zu über 4 Jahren und bei 3. zu 23 Jahren Haft verurteilt. Er konnte aber fliehen und lebte im Exil in Österreich. Seine Frau Rosa geb. Pöll war 1 Jahr und 4 Monate im Gefängnis, obwohl ihr kein Unrecht nachgewiesen werden konnte. 1964 entging Klotz knapp einem Mordanschlag durch Christian Kerbler, der Luis Amplatz erschoss.

Luis Gutmann aus Tramin
(1930−2013)

Der Freiheitskämpfer Luis Gutmann gehörte zum engen Kreis um Kerschbaumer. Nach der Feuernacht wurde er verhaftet und brutal gefoltert. Er verbrachte über 7 Jahre im Gefängnis.

Auch sein Bruder Richard Gutmann, der ebenfalls über 2 Jahre im Gefängnis saß, und sein späterer Schwager Siegmund Roner, der 3 Jahre lang in Haft war, waren Südtirol-Aktivisten. Letzterer hatte für Kerschbaumer als Jugendlicher Botengänge ausgeführt. 

Franz Muther aus Laas
(1922−1986)

Der Schützenoffizier Franz Muther war einer der Gründer und wichtigen Persönlichkeiten des Befreiungsausschuss Südtirol (BAS). Er war der erste, der nach der Feuernacht verhaftet und brutal gefoltert wurde. 

Muther wurde beim 1. Mailänder Prozess zu 9 Jahren und 5 Monaten Haft verurteilt, von denen er über 6 Jahre im Gefängnis verbrachte. Nach ihm ist die Schützenkompanie von Laas benannt.

Josef Fontana aus Neumarkt
(*1937)

Josef (Peppi) Fontana war ein enger Vertrauter Kerschbaumers und gehörte zu den Gründern des BAS. Er war an verschiedenen Sabotageakten gegen Symbole des italienischen Staates beteiligt und sprengte aus Protest, dass die Mailänder Verhandlungen zwischen Österreich und Italien gescheitert waren, an der unbewohnten Villa von Tolomei in Glen/Montan ein großes Loch heraus. 

Fontana wurde bereits vor der Feuernacht verhaftet. Auch er wurde schwer gefoltert und im 1. Mailänder Prozess zu 10,5 Jahren Haft verurteilt, von denen er 7 Jahre und 9 Monate im Gefängnis verbrachte. Nach seiner Entlassung holte er die Matura nach, er studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Innsbruck und wurde ein renommierter Historiker. U.a. schrieb er die Biografie über Sepp Kerschbaumer. Bis zu seiner Pensionierung war er Direktor des Südtiroler Kulturinstituts.

Hubert Alessandri aus Frangart

Sepp Kerschbaumer kannte Hubert Alessandri gut, weil sie aus demselben Dorf stammten. Auch Hubert Alessandri gehörte zum BAS und war ein Vertrauter Kerschbaumers. Er wurde 1961 nach der Feuernacht verhaftet und gefoltert. Als er am Ende des Mailänder Prozesses zu acht Monaten Haft verurteilt wurde, war er bereits 3 Jahre lang im Gefängnis gewesen.

Willi Alessandri hingegen wurde 1963 verhaftet und saß 6 Monate lang in Untersuchungshaft.